Inter­view mit Peter Roth | Finenews.ch | Juni 2020

Wie kann die Erfahrung im Home Office von Firmen nun in den Arbeitsalltag umgesetzt und den vielen neu enstanden Bedürfnissen gerecht werden? Peter Roth, CEO von Mint Architecture, erklärt im Interview mit Finenews, wie wichtig es nun ist, Remote-Working als Teil nutzerorientierte Arbeitswelten zu verstehen und in die konzeptionelle Raumgestaltung zu übersetzen.

Finenews.ch: Inter­view von Samu­el Ger­ber (Aus­zug)

Das Home Office liegt im Trend. Einer aktu­el­len Umfra­ge der Gross­bank Credit Suis­se zufol­ge rech­nen Schwei­zer Unter­neh­men damit, dass der Anteil der Heim­ar­beit nach der Kri­se auf 14 Pro­zent zunimmt. Wer gestal­tet da noch sei­ne Büros um?
Unse­rer Mei­nung nach wird die Dring­lich­keit zu Neue­run­gen auf­grund der Erfah­run­gen aus der Kri­se eher noch stei­gen. Wenn Home Office zum brei­ten Trend wird, muss sich ein Unter­neh­men ganz genau über­le­gen, wie die Arbeit im Büro künf­tig aus­se­hen soll und wel­che Aus­wir­kun­gen dies auf die Raum­ge­stal­tung hat. Die Nut­zer­kon­zep­ti­on, die bei allen unse­ren Pro­jek­ten zen­tral ist, rückt mehr denn je in den Fokus.

Kon­kret, wie sehen Büros künf­tig aus?
Der Lock­down hat eine Art erzwun­ge­ne Pro­be­zeit für die gesam­te Bevöl­ke­rung geschaf­fen, die sowohl posi­ti­ve als auch nega­ti­ve Aspek­te der Heim­ar­beit zum Vor­schein gebracht hat. Dabei hat sich gezeigt, dass gewis­se Tätig­kei­ten leich­ter fal­len im Home Office, wie die fokus­sier­te Arbeit über eine län­ge­re Zeit. Ande­re Auf­ga­ben, die Team­ar­beit, den Ideen- und Mei­nungs­aus­tausch oder den per­sön­li­chen Kun­den­kon­takt erfor­dern, wer­den auch künf­tig im phy­si­schen Raum statt­fin­den. Dabei dür­fen wir auch nicht aus den Augen ver­lie­ren, dass die Schweiz ein Dienst­lei­stungs­land mit hohen Qua­li­täts­an­sprü­chen ist, denen nicht alle zu Hau­se im eige­nen Käm­mer­lein gerecht wer­den können.

Peter Roth, CEO, Mint Architecture

«Das Büro muss sich künf­tig an der Qua­li­tät des Home Office mes­sen und umgekehrt.»

Das heisst?
Die­se Erkennt­nis­se und Bedürf­nis­se müs­sen in künf­ti­ge Arbeits­wel­ten ein­flies­sen. Im Büro soll die Zeit maxi­mal genutzt und so effi­zi­ent und pro­duk­tiv wie mög­lich gear­bei­tet wer­den kön­nen. Dazu braucht es Zonen, in denen ruhig gear­bei­tet wer­den kann, als auch Platz für Team­ar­beit. Kurz – ein Mix von Raum-Typo­lo­gien, die sich aus den unter­schied­li­chen Nut­zer­be­dürf­nis­sen ergeben.

Das klingt nach mehr Sofa­ecken und locke­rem Dekor. Ver­schwim­men Heim und Büro in der Innen­ar­chi­tek­tur?
Nein, das gin­ge in die fal­sche Rich­tung. Denn wozu gin­gen wir dann ins Büro? Ziem­lich sicher ist jedoch, dass sich das Büro künf­tig an der Qua­li­tät des Home Office mes­sen muss, und umgekehrt.

Bank­ma­na­ger wie Tho­mas Gott­stein von der Credit Suis­se und Sabi­ne Kel­ler-Bus­se von der UBS sagen inzwi­schen offen, dass ihre jewei­li­gen Ban­ken künf­tig weni­ger Büros brau­chen. Das läuft unter dem Strich auf weni­ger Flä­che her­aus, oder?
Nicht zwin­gend. Womög­lich wird es künf­tig weni­ger voll instal­lier­te Arbeits­plät­ze geben, weni­ger Ein­zel­bü­ros, weni­ger Tische und Stüh­le. Die Flä­chen sel­ber sind aber für die neu­en Arbeits­for­men in der Gemein­schaft durch­aus wich­tig. Weni­ger Prä­senz im Büro soll­te nicht ein­fach in weni­ger Flä­che umge­münzt wer­den. Es geht dar­um, neue Arbeits­for­men kon­zep­tio­nell in die Gestal­tung zu übersetzen.

Wie?
Zuerst müs­sen wir die Nut­zer, die Art der Arbeit, die Abläu­fe, die Ver­bin­dung von Abtei­lun­gen ana­ly­sie­ren und ver­ste­hen. Dabei kön­nen wir mit unse­rem Kon­zept des Actit­vi­ty Based Working auf ver­än­der­te Gewohn­hei­ten und Ver­hal­tenmsu­ster mit neu­en Typo­lo­gien reagie­ren. Typo­lo­gien wie Remo­te-Working, Video­kon­fe­renz-Räu­me und Kol­la­bo­ra­ti­ons­räu­me wer­den wichtiger.

Das gan­ze Inter­view mit Peter Roth sowie wei­te­re The­men­spe­cials fin­den Sie in der aktu­el­len Finenews Ausgabe.

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