Interview Peter Roth, CEO/Partner zur Strategie und Expansion des Büros
«In Zukunft geht es darum, die Welt zu verbessern»

2019 wurde Mint Architecture Teil eines der grössten europäischen Architekturbüros. Es folgte der Umzug nach Zürich und nur ein halbes Jahr später der Ausbruch der Corona-Pandemie, mitten in einer Umbruchsphase. Nach zwei Jahren Pandemie und mit vielen neuen Erkenntnissen hat das Büro in einer fundierten Auseinandersetzung seine Weichen für die Zukunft gestellt. CEO und Partner Peter Roth über die Pläne des Büros und Expansion nach Frankfurt und in die Romandie.

Peter Roth

Peter Roth, Mint Architecture fokussiert auf den Bereich der gewerblichen Nutzung von Flächen und Immobilien. Wie haben sich die Bedürfnisse in diesem Bereich verändert?
Einerseits sind das «Wo» und «Wie» wir arbeiten heute eng mit unserem Alltag verbunden und haben unsere Bedürfnisse und Gewohnheiten auf unterschiedlichen Ebenen verändert. Dies wirkt sich sowohl auf den Bedarf, die Nutzung und Gestaltung von Büroflächen als auch generell auf gewerblich genutzte Liegenschaften aus. Gleichzeitig fordert der Klimawandel immer dringlicher zum konkreten Handeln und rückt bei jeder Sanierung und jedem Umbau die Frage nach der Nachhaltigkeit mit einer langfristigen Perspektive in den Fokus. Generell hat uns diese mit viel Unruhe und Ungewissheit geprägte Zeit wachgerüttelt und uns der Verantwortung für die Zukunft in einem gerade für unsere Generationen noch nie dagewesenem Masse bewusst gemacht.

Sie haben mit «We improve the built world» Ihre Vision formuliert. Was steckt dahinter?
Viele gewerblich genutzte Immobilien haben heute Leerstand oder sind nicht rentabel bzw. der Bedarf an Flächen ist wie oben erwähnt insbesondere im Office-Umfeld zurückgegangen. Gleichzeitig müssen viele dieser Liegenschaften unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit und einer wirtschaftlich und gesellschaftlich zukunftsgerichteten Nutzung saniert, revitalisiert oder gesamtheitlich von innen nach aussen entwickelt werden. In Zukunft geht es darum, die Welt zu verbessern. Unsere Vision «We improve the built world» formuliert unser Versprechen, den sich ändernden Ansprüchen an bestehende Gebäude und dem Willen und Wunsch nach Verbesserung und Veränderung gerecht zu werden. Zudem manifestieren wir damit unsere komplementären Kompetenzen zu den ATP-Gesamtplanungsstandorten.

We improve the built world
Für die Zukunft bereit: Vision und Positionierung von Mint Architecture.
ATP und Mint Architecture
Komplementäre Kompetenzen zu den ATP-Gesamtplanungsstandorten.

Verändern sich dadurch auch die Leistungen?
In den vergangenen Jahren haben wir unsere Leistungen konsequent auf die Bedürfnisse des Marktes ausgerichtet. Gerade im Umgang mit bestehenden baulichen Strukturen und deren Entwicklung konnten wir unser Know-how und Team ausbauen. Schon heute und noch konsequenter morgen betrachten wir Aufträge und Architekturprojekte im Dreiklang von Nutzung, Gestaltung und Nachhaltigkeit. Insbesondere der Punkt Nachhaltigkeit hat in den letzten zwei Jahren aufgrund immer häufiger sichtbarer Ereignisse und den daraus resultierenden Erkenntnissen immens an Bedeutung gewonnen. Was lange Zeit als «nice to have» eingefordert wurde, ist heute Pflicht und notwendig, um die gebaute Welt zu verbessern und die Gebäude so zu sanieren, damit sie der Zukunft standhalten. Gerade in der Sanierung, Revitalisierung und Entwicklung von Bestandesimmobilien konnten wir jüngst erfolgreich Projekte umsetzen und dem Anspruch der Nutzung, Gestaltung und Nachhaltigkeit gleichwertig gerecht werden. Zu nennen sind hier sicher das totalsanierte Geschäftshaus der Basler Kantonalbank oder das im laufenden Betrieb sanierte und entwickelte Einkaufszentrum Räbgass in Basel.

Sie haben aber nicht nur ihr Angebot geschärft, sondern verstärken auch ihre Präsenz mit eigenen Büros. Weshalb?
Mit dem 2017 entstandenen Wunsch und der Suche nach einem strategisch starken europäischen Architekturpartner konnte dieser relativ schnell mit der ATP-Gruppe gefunden werden. Schon damals bestand die Idee, sich mit Mint Architecture vor allem in der DACH-Region weiter zu verstärken. Dank der perfekten Ergänzung unserer Leistung in der ATP-Gruppe ist ein Büro von Mint Architecture an jedem bereits vorhandenen ATP-Gesamtplanungsstandort denkbar.

Vor ein paar Monaten haben sie nun begonnen, den Plan umzusetzen und sind in Frankfurt am ATP-Standort «eingezogen». Weshalb entschieden Sie sich für diesen Standort?
Frankfurt eignet sich als Standort aus zweierlei Gründen: Zum einen konnten wir hier Synergien nutzen, in dem wir zusammen mit dem Gesamtplanungsstandort unserer Schwestergesellschaft ATP Frankfurt in neue Räume am Westhafen Pier gezogen sind. Zum anderen ist Frankfurt als Standort vieler internationaler Unternehmen der perfekte Hub auch für länderübergreifende Projekte. Zusätzlich betreuen wir schon seit längerem einen grossen Auftrag im Herzen von Frankfurt. Daher fiel uns der Entschluss leicht, mit einem Team genau hier in Deutschland zu starten.

Peter Roth, CEO und Partner Mint Architecture

«Grundsätzlich sind für uns alle Standorte in der DACH-Region interessant, an denen wir mit einer unserer Schwestergesellschaften starten können»

Bestehen weitere Expansionspläne?
Wie bereits erwähnt sind für uns grundsätzlich alle Standorte in Deutschland und Österreich von Interesse, an denen wir zusammen mit einer unserer gut vernetzten Schwestergesellschaften, welche den lokalen Markt kennt, starten können. Start und Ziel sind jedoch immer davon abhängig, die geeignete Fachperson mit Unternehmerqualitäten zu finden, die mit uns gemeinsam einen neuen möglichen Standort aufbauen möchte. Die gesammelte Erfahrung aus Frankfurt und neu auch aus Lausanne sind dabei sehr wertvoll und wichtig.

Sie haben es eben angesprochen. Neu wird Mint Architecture auch ein eigenes Büro in Lausanne haben. Wie kam es zu diesem Entscheid?
Es war und ist uns schon seit langem möglich, Projekte in der Romandie umzusetzen. Aufgrund der bisherigen Projektgrössen war ein eigener Standort jedoch nicht erforderlich. Auch dies hat sich in der jüngsten Zeit verändert. Heute sind wir mit mehreren grossen Architekturprojekten in der Umsetzung, was uns einen idealen Zeitpunkt bietet, mit einem eigenen Büro in diesen Landesteil zu expandieren. Dazu kommt, dass wir mit Ivan Giaccari einen äusserst erfahrenen Architekten gewinnen konnten, der in der Nähe von Lausanne unseren Standort in der Romandie aufbauen wird. Ivan und Mint Architecture kennen sich schon viele Jahre und wir freuen uns sehr, mit ihm einen starken Botschafter vor Ort zu haben.

Komplett umgebaut wurde das im laufenden Betrieb sanierte und entwickelte Einkaufszentrum Räbgass in Basel.
Im Dreiklang von Nutzung, Gestaltung und Nachhaltigkeit saniert und revitalisiert: Das Geschäftshaus der Basler Kantonalbank, das nach dem Minergie-Standard eco+ umgebaut wurde.

Zur Person
Peter Roth kam vor zwölf Jahren zu Mint Architecture, wo er zuerst als Senior Projektmanager und später als Client Director für die Retail- und Gastronomieprojekte verantwortlich zeichnete. 2015 übernimmt er als Nachfolger von Gründer Thomas Stiefel die Geschäftsführung des Büros und wird Partner und Verwaltungsrat der Mint Architecture, die seit 2019 eine Tochter der ATP Group ist. In der seit 1. Januar 2022 neu zusammengesetzten Geschäftsführung leitet er den Kompetenzbereich Design und zeichnet verantwortlich für die strategische Ausrichtung und die länderübergreifende Wachstumsstrategie des Büros.